Ostern steht vor der Tür und zu Ostern gehört der Hase wie das Hemd zum Kragen. Und weil Hasen so sympathische Tiere sind und nicht nur in der Ostertradition eine wichtige Rolle spielen, sollen hier auf dem Kindergeschichtenblog im März die Langohren die Hauptrolle übernehmen. Den Auftakt hierfür machte vor ein paar Tagen das Interview mit Herrn Hase. In den kommenden zwei Wochen folgen ausgesuchte Hasengeschichten. Allerdings gibt es so viele Geschichten, Sagen und Legenden mit und über Hasen, dass die Auswahl schwerfällt. Allen bekannt sind wohl Klassiker wie Der Hase und der Igel, doch ich möchte ein paar unbekanntere Erzählungen vorstellen. Darum habe ich mich gefragt, was man sich in anderen Kulturkreisen über Meister Lampe erzählt. Dabei bin ich unter anderem auf die Geschichte vom Hasen im Mond gestoßen, eine Legende, die in Asien und auch in Mittelamerika verbreitet ist und in vielen immer leicht abgewandelten Versionen existiert.
Wo wir einen Mann im Mond zu entdecken meinen, sehen andere einen Hasen auf dem Erdtrabanten. Doch wie kam der Hase auf den Mond? Dazu gibt es unterschiedliche Geschichten. Eine davon lautet wie folgt:
Einst gingen der Hase, der Affe und der Fuchs gemeinsam spazieren. Sie waren so sehr in ihr philosophisches Gespräch vertieft, dass sie gar nicht bemerkten, wie es allmählich dunkel wurde. Doch es war eine wunderbar klare Vollmondnacht und der strahlende Himmelskörper leuchtete ihnen den Weg durch den Wald. Da kam ihnen plötzlich aus dem Dickicht ein altes Männlein entgegen. Der Alte war in Lumpen gekleidet und sah sehr ausgezehrt aus. „Ich habe einen langen Weg hinter mir und fühle mich sehr schwach. Ihr guten Tiere habt nicht zufällig etwas zu Essen für mich?“, fragte der Mann die drei Gefährten. Die Drei hatten nichts bei sich, doch suchten sie rasch etwas Brennholz für ein Feuerchen zusammen, hießen den Alten sich setzen und wärmen und beschlossen, ihm etwas Essbares zu suchen. Nach kurzer Zeit kam der Affe mit Nüssen und Beeren zurück und der Fuchs hatte einen Fisch gefangen. Nur der Hase kam mit leeren Händen wieder, denn er verstand sich nur darauf, Gras zu sammeln. Als er die großzügigen Gaben der anderen Tiere sah, war er so verzweifelt, dass er ins Feuer springen wollte, um sich selbst dem Alten als Mahl darzureichen.
Doch das Männlein war nicht irgendjemand. Es war der Herr des Himmels, der auf die Erde hinabgestiegen war, um zu erfahren, ob man auch hier Barmherzigkeit finden konnte. Und so blies er das Feuer aus, bevor der Hase sich hineinwerfen konnte. Der Herr des Himmels war so gerührt über die Opferbereitschaft des Hasen, dass er den Rauch des verlöschenden Feuers zum Mond aufsteigen ließ, wo er sich in Form eines Hasen niederschlug, um alle Lebewesen auf der Erde für alle Zeiten an die Selbstlosigkeit des Hasen zu erinnern.