Der Kindergeschichtenblog Buchtipp

Etwas von den Wurzelkindern

Der Frühling ist da, alles grünt und blüht. Und wem haben wir das zu verdanken? Natürlich den Wurzelkindern! Kennt Ihr nicht? Das muss sich ändern.

„Wacht auf, wacht auf, ihr Kinderlein, es wird nun wohl bald Frühling sein!“

Mit diesen Worten weckt Mutter Erde ihre kleinen Wurzelkinder. Noch ganz verschlafen vom langen Winter recken und strecken sie sich, und schon werden bunte Frühlingskleidchen genäht und Käfer frisch bemalt. Als dann tatsächlich der Frühling Einzug hält, ziehen die Wurzelkinder aus und tanzen als bunte Blumen über die Wiesen. Erst als der Herbst zurückkehrt mit Wind und Sturm wird es Zeit, wieder in die gemütliche Behausung unter der Erde zu gehen. Hier bringt Mutter Erde ihre Kinder zu Bett, wo sie träumen können von lauen Lüften und warmen Tagen – bis zum nächsten Frühling.

Etwas von den Wurzelkindern von der Autorin Sibylle von Olfers gehört zu den Kinderbuchklassikern. Die Erstauflage erschien im Jahr 1906. Das Buch hat also schon einige Generationen von Kindern erfreut und kommt noch immer erstaunlich gut an bei großen und kleinen Lesern. Dies liegt sicher nicht zuletzt an den zauberhaften und liebevoll gestalteten Bildern, die den Leser in eine ganz eigene Welt entführen. Die Geschichte ist in harmonisch-rhythmischen Versen verfasst und zeigt auf phantasievolle Weise den Verlauf der Jahreszeiten und die immer wiederkehrenden Abläufe in der Natur. Damit greift das hochbetagte Werk ein zeitloses Thema auf und einzig das Rollenverständnis des beginnenden 20. Jahrhunderts – die Wurzelkindermädchen nähen und die kleinen Wurzeljungen sind eher für das Handwerkliche zuständig – zeugt von der Entstehungszeit des Buchs.

Die Bilder wurden übrigens nur bei den Auflagen bis 1955 originalgetreu nachgedruckt. 1956 wurden sie einer Modernisierung unterzogen und von Ruth Koser-Michaels umgezeichnet. 1976 erschien eine originalgetreue Faksimile-Ausgabe, in welcher zum ersten Mal die Originalvorlagen von Sibylle von Olfers reproduziert wurden. Beim Kauf des Buchs sollte man also darauf achten, einen Nachdruck mit den schönen originalgetreuen Zeichnungen zu erstehen.

Über die Autorin

Mit ihren Wurzelkindern erlangte Sibylle von Olfers (1881 – 1916) einen großen Bekanntheitsgrad. Geboren wurde die Autorin und Künstlerin auf einem Schloss in Ostpreußen – kein Wunder, dass sie zu so zauberhaften Geschichten inspiriert wurde.

Schon in ihrer frühen Kindheit erhielt Sibylle Zeichenunterricht. Ihre Tante, die Malerin und Schriftstellerin Marie von Olfers, erkannte und förderte das kreative Talent ihrer Nichte. Mit 24 trat Sibylle in den Orden der Schwestern der heiligen Elisabeth in Königsberg ein. Der Orden ermöglichte ihr eine künstlerische Ausbildung an der Kunstakademie in Lübeck. Anschließend fand Sibylle eine Anstellung als Zeichenlehrerin an einer Volksschule. Sie veröffentlichte mehrere Bilderbücher und gilt mit ihrem verspielt-linearen Zeichenstil noch heute als eine der wichtigsten Vertreterinnen der Jugendstilbuchkunst.

Sibylle verstarb im jungen Alter von 35 Jahren an einem Lungenleiden. Wer weiß, welch schöne Bücher sie uns sonst noch hinterlassen hätte…

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