Happy Halloween! Ja, ich habe eine Schwäche für den Halloweenbrauch, der – wie ich mich belesen habe – ursprünglich aus dem katholischen Irland stammt. Und ich bin sicher, würde ich in den USA leben, unser Haus würde zu Halloween aussehen, wie die Häuser in den Halloweenfolgen amerikanischer Comedyserien. Da der Brauch hierzulande ja erst recht frisch in Mode gekommen ist, begnüge ich mich mit dezenten kleinen Gruseldiners, die ich für das große Kind und seine Freunde gebe. Und natürlich mit dem Erzählen von Gruselgeschichten, bevor es zum Trick or Treat geht. Denn Süßes oder Saures gibt es inzwischen sogar in unserer kleinen Oberpfälzer Gemeinde…
Eigentlich wollte ich an dieser Stelle einen gruseligen Buchtipp geben – oder besser, einen Buchtipp für ein gruseliges Buch. Doch woran merkt man, dass man wirklich alt wird? Wenn Bücher, die man in seiner Kindheit und Jugend geliebt hat, nur noch antiquarisch erhältlich sind! Das gruselige Vorlesebuch, das unter anderem Klassiker wie Die Affenpfote und Bram Stokers Das Haus des Richters enthält, wird nicht mehr aufgelegt. Dabei schaudert es mich heute noch, wenn ich an diese Geschichten nur denke. Mein Plan B, das Leselöwen Gruselgeschichtenbuch, ist auch nur noch gebraucht zu erstehen. Aber zum Glück gibt es Plan C. Und der besteht in drei kurzen Gruselgeschichtenklassikern, die ich an dieser Stelle für Euch erzähle. Drei Gruselgeschichten to Go sozusagen. Für die Halloweenparty – oder einfach so…
#1 Schlaf, Kindlein, schlaf…
Wie jeden Abend bringt der Vater seinen kleinen Sohn zu Bett. Das Kind macht es sich unter seiner Decke gemütlich, lächelt den Vater an und wie jeden Abend bittet er den Vater nachzusehen, ob auch kein Monster unter dem Bett versteckt ist. Um das Kind zu beruhigen kniet sich der Vater auf den Boden und schaut unter das Bett. Und dort – liegt sein Sohn! Vollkommen verängstigt starrt er den Vater an und flüstert: “Papa, da liegt jemand in meinem Bett.”
#2 Mama
Marie wohnt allein mit ihrer Mutter in dem kleinen Haus, das außerhalb des Dorfes, einsam und allein am Waldrand steht. Das Haus hat zwei Stockwerke und Marie hat ein schönes großes Zimmer im oberen Stock. Da es den ganzen Tag geregnet hat und draußen trüb und grau war, bemerkt Marie kaum, dass es schon Abend geworden ist und draußen nun vollkommene Dunkelheit herrscht. Da hört sie, wie ihre Mutter ein Stockwerk tiefer ihren Namen ruft. „Marieee! Marieee!“ Marie merkt, wie hungrig sie ist. Bestimmt ruft ihre Mutter zum Abendessen. Marie geht zur Treppe. Doch als sie gerade hinuntereilen will, steht plötzlich die Mutter hinter ihr und hält sie am Arm fest. “Geh nicht hinunter!”, flüstert die Mutter ihr zu. “Ich habe das Rufen auch gehört.”
#3 Der Mann mit der Hakenhand
Ein junges, frisch gebackenes Ehepaar fuhr auf Hochzeitsreise. Ihr Ziel war ein idyllisches kleines Örtchen in den Bergen. Doch als sie sich kurz vorm Ziel wähnten, stellten sie fest, dass sie sich verfahren hatten. Darum hielten sie auf einem Parkplatz an der Seite der schmalen Straße, um sich auf der Karte zu orientieren. (Ja, liebe Kinder, Navis im Auto gab es damals noch nicht…) Es war bereits dunkel und während seine Frau auf dem Beifahrersitz mit Hilfe einer Taschenlampe die Karte studierte, schaltete der Mann das Radio ein. Gerade wurde eine Sondermeldung durchgegeben. Aus einer nahegelegenen geschlossenen Psychiatrie war ein Serienmörder ausgebrochen. Man sollte in der Gegend keine Anhalter mitnehmen und auffällige Personen der örtlichen Polizei melden. Der Serienmörder habe ein besonderes Merkmal. Statt der rechten Hand habe er einen Haken am Arm. Dem jungen Paar wurde ein wenig mulmig zumute auf dem einsamen Parkplatz mitten im Wald. Am liebsten wären sie gleich weitergefahren, aber die junge Frau wollte noch den richtigen Weg auf der Karte finden. Doch plötzlich hörten sie ein kratzendes Geräusch, ganz nah. Daraufhin zündete der Mann den Motor und fuhr so schnell es ging los. Nach wenigen Minuten kam das Paar nun auch wieder auf die richtige Straße. Langsam stellte sich die Erleichterung ein und beide lachten über sich und ihre Ängstlichkeit. Doch als sie an ihrem Hotel ankamen und die Frau aus dem Wagen stieg, entfuhr ihr ein Schrei des Entsetzens: Sie hatte den blutigen Haken entdeckt, der an der Beifahrertür baumelte.
Und nun noch ein guter Tipp zum Schluss:
Wenn Ihr heute Abend Euer Zimmer nach Monstern durchsucht, haltet ruhig gut Ausschau. Schaut in die Schränke, schaut unter dem Bett nach und hinter dem Vorhang. Aber: Seht nie nach oben. Sie hassen es, gesehen zu werden.