Immer mal wieder gibt es auf dem Kindergeschichtenblog etwas nur für die Erwachsenen: In der Elternleben Kolumne „Groß & Klein“ geht es ums Eltern sein und Kinder haben.
Es wird ein Minion
Zwei Jahre wird es heute alt, das kleine Kind. Und ist damit schon gar nicht mehr so furchtbar klein. Als sentimentale Mama erinnere ich mich heute an den Prozess der Namensfindung. Denn wie sich einige vielleicht schon gedacht haben, nennen wir das kleine Kind zu Hause nicht kleines Kind. Ein bisschen fantasievoller waren wir da schon… Es heißt aber auch nicht Kevin oder Phil oder Steve. Warum? Lest selbst…Am 9. Januar vor zwei Jahren war es soweit. Das kleine Kind erblickte das Licht der Welt und wir durften uns auf das neue Abenteuer namens vierköpfige Familie freuen. Doch auch vorher gab es bereits einige abenteuerliche Entscheidungen zu treffen. Eine der schwierigsten Entscheidungen war wohl die für einen passenden Namen. Ihr kennt das sicher.
Ich kann mich jedenfalls noch gut an den langwierigen und mühsamen Prozess der Namensfindung beim großen Kind erinnern. Wenn es nach meinem Mann gegangen wäre, würde das große Kind Justus heißen. Damit hätten wir uns endgültig als bekennende Fans der ‚Drei ???‘ geoutet – was weniger dramatisch wäre als die Vorstellung, die ich darüber hinaus mit diesem Namen verknüpfte. Ich konnte nicht anders, als mir ein Kind namens Justus bereits im Kleinkindalter mit Aktenkoffer und Designeranzug auf dem Weg in die nächste Jura- oder BWL-Vorlesung vorzustellen. Und weil der Mann sich so an dem Namen festgebissen hatte, fertigte ich schließlich eine lange Liste mit Namen an, die mir gefielen, in der Hoffnung, es möge sich so eine Alternative finden. Der Großteil der Namen wurde jedoch mit schlagkräftigen Argumenten abgeschmettert. „Milan?! Nein, da kannte ich mal einen, der hat auf einer Party… .“ Ich möchte das hier nicht näher ausführen, doch mir kamen Bilder in den Kopf, die ich nicht mit meinem Kind in Verbindung bringen wollte. So bekam unser Erstgeborener seinen Namen quasi per Ausschlussverfahren. Und ich verrate nur so viel – auch dieser Name kommt bei den ‚Drei ???‘ vor – der Sohnemann heißt aber weder Bob noch Peter – und auch nicht Morton. Aktuell will er auch noch nicht Jura studieren…
Beim kleinen Kind gestaltete sich die Namensgebung nicht weniger kompliziert, zumal sich nun drei Personen einigen mussten, denn das große Kind wollte selbstverständlich mitreden. Bei einem Mädchennamen waren wir uns sofort einig. Der Mann machte einen Vorschlag – ich war begeistert und das große Kind erklärte sich ebenfalls einverstanden. Doch entgegen aller Erwartungen gab sich das kleine Kind schließlich als Junge zu erkennen. Der Mann versuchte nun noch einmal ganz unauffällig seinen Justus unterzubringen. Ich muss wohl nicht sagen, dass der Name erbarmungslos von der noch nicht vorhandenen Liste gestrichen wurde. Doch auch meine Vorschläge kamen nicht gut an. Für einige wurde ich vom großen Kind sogar ausgelacht. Zum Ausgleich machte der Filius selbst erstaunlich viele Namensvorschläge: Stuart, Dave, Jerry, Phil, Steve…
Zunächst wunderte ich mich über diese kreativen Auswüchse, bis mir aufging, dass dies allesamt Namen von Minions waren. Wir hatten nämlich gerade den zweiten (oder dritten?!) Teil von ‚Ich, einfach unverbesserlich‘ im Kino gesehen und der Sohn war im Minions-Sammelkarten-Rausch. Die Vorschläge waren durchaus ernst gemeint und da ich mein Kind bei der Namenssuche ja nicht entmutigen oder ausschließen wollte, antwortete ich stets mit einem diplomatischen „Ich setze es mal auf die Liste“. Nur als der Vorschlag ‚Kevin‘ fiel entfuhr mir ein ziemlich undiplomatisches „Nein! Nicht Kevin!“ Ich möchte hier keinem Kevin auf die Füße treten. Ich habe tatsächlich bisher nur ausgesprochen nette Kevins kennengelernt. Aber im Gegensatz zu meinem unbedarften Kind bin ich in den 80er und 90er Jahren groß geworden. Ich weiß um Kevinschwänzchen und Studien über die schlechten Aussichten von Menschen, die den Namen Kevin in ihrem Lebenslauf angeben müssen. Die Vorurteile sitzen tief…
Ich verlegte meine Hoffnung zwischenzeitlich dahingehend, dass mein Sohn einen neuen Lieblingsfilm findet, der vielleicht neue Inspiration bietet. Das tat er. Nur leider wurde es entgegen meinen kühnsten Hoffnungen weder ein Astrid Lindgren Film, noch eine Arthaus Produktion. Plötzlich stand stattdessen ‚Drachenzähmen leichtgemacht‘ hoch im Kurs . Für alle, die die Drachenzähmen-Reihe nicht kennen: dort haben die männlichen Protagonisten so klangvolle Namen wie Hicks, Rotzbakke, Haudrauf und Grobian.
Schließlich konnten wir uns doch auf einen Namen einigen. Dieser ensprang einem meiner Namensvorschläge, den der Mann jedoch falsch verstand. Das kleine Kind heißt nun also letztendlich um einen Vokal anders als von mir vorgeschlagen und alle sind glücklich – zumindest so lange, bis das kleine Kind in ein paar Jahren, etwa um die drölfzigste Minions-Fortsetzung herum, ebenfalls vom Minion-Fieber gepackt wird und fragt, warum es denn nicht Kevin heißt…